Geriatrie in Ostholstein

Die geriatrische Tagesklinik am Ameos Klinikum Oldenburg in Holstein wurde mit sofortiger Wirkung geschlossen, eine neue ärztliche Direktorin kurzfristig eingesetzt – und das ohne ausreichende Kommunikation an die Bevölkerung und den Minderheitsgesellschafter Kreis Ostholstein. Wie kam es so kurzfristig zu diesen Entscheidungen und war die Entwicklung abseh- und kommunizierbar? Lena Radtke, Krankenhausdirektorin der Ameos Klinika Eutin, Oldenburg, Middelburg und Fehmarn, sowie Birte Pauls, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag, stellten sich den Fragen der Oldenburger in einem „Klönschnack“ der örtlichen SPD. 

„Durch kurzfristigen Personalausfall konnte nicht mehr sichergestellt werden, dass die geriatrische Tagesklinik fachärztlich begleitet wird und so haben wir uns für die Schließung der Abteilung entschlossen“, erklärte Radtke. Es seien acht Patienten betroffen gewesen, mit denen das direkte Gespräch gesucht wurde, um die Situation zu erklären. „Zwei dieser Patienten sind direkt zu mir gekommen und waren erschrocken und stark verunsichert, wie ihre Behandlung nun weitergehen wird“, erklärte jedoch Gabriele Zirfas, Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Oldenburg in Holstein. Radtke verdeutlichte, dass die geriatrische Versorgung seitens Ameos in Ostholstein zukünftig am Standort Middelburg ausgebaut und professionalisiert werde. So sei Ulrike Hammad-Greiff seit dem 1. April in Middelburg und seit dem 1. Juni auch in Oldenburg die neue ärztliche Direktorin. „Wir werden am Standort Middelburg ein festes und verlässliches geriatrisches Angebot etablieren, bei dem unsere Patienten bestmöglich behandelt und betreut werden“, so Hammad-Greiff. Die Breite des fachlichen Versorgungsangebotes mit nicht nur ärztlicher, sondern auch therapeutischer Behandlung sei qualitativ hochwertig nur umsetzbar, wenn auch die Zahl der zu behandelnden Patienten stimme, erläuterte Radtke: „Wir haben in der Altersmedizin ein weites Spektrum der Medizin abzudecken (...). Diese große Bandbreite der Behandlung ist an einem Standort mit nur acht Patienten nicht anbietbar.“

Die Schaffung von spezialisierten Versorgungszentren sieht auch die Krankenhausreform vor. In den Leistungsgruppen sind konkrete Vorgaben zur Personalausstattung und zur technischen Infrastruktur enthalten. Nur wer die entsprechenden Vorgaben erfüllt, darf zugehörige Leistungen abrechnen. Welche Kliniken welche Leistungsgruppen künftig erfüllen sollen, obliegt den Bundesländern und wird vom Medizinischen Dienst überprüft.
„Wir Kliniken in Schleswig-Holstein stehen vor großen Fragezeichen, wie unsere Standorte zukünftig arbeiten und welche Leistungen sie zukünftig werden anbieten können“, erläuterte Radtke. Noch allerdings fehlt die Rechtsverordnung des Bundes, in der die Leistungsgruppen genauer definiert werden sollen. „Die Kliniklandschaft in Schleswig-Holstein hängt in der Luft“, sagte Pauls. Sie appellierte an die Gesundheitsministerin des Landes Schleswig-Holstein, Prof. Kerstin von der Decken (CDU), zeitnah gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Kliniken ermöglichen, die Regel- und Grundversorgung der Bevölkerung planen und sicherstellen zu können. 

Die Krankenhausplanung beinhalte für den Standort Oldenburg 29 geriatrische Tagesplätze, verdeutlichte Jens Junkersdorf, örtlicher Kreistagsabgeordneter der CDU. Die aktuelle Entwicklung führe vor Ort zu der Sorge, vernachlässigt zu werden, so Junkersdorf. Auch Radtke wünscht sich, dass die Bettenplanung an neueste Entwicklungen angepasst wird. „Die Zuständigkeit liegt aber auch hier bei der Landesregierung“, so Pauls. Der Wunsch nach Regionalkonferenzen mit allen Beteiligten – zu diesen zählen die Kommunen, die Kreise und die Akteure aus der Krankenhauslandschaft – sei deutlich, die Regierung in ihrer Planung aber nicht so weit fortgeschritten.        
Astrid Schock