SH Delegierte Ärztetag 2023
19. Mai 2023
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Ärztetag: SH-Delegierte ziehen gemischtes Fazit

Dr. Gisa Andresen
"Sehr beeindruckt hat mich erneut die Debattenkultur auf dem Deutschen Ärztetag, hier wird Demokratie gelebt. Begeistert habe ich den Vortrag von Peter Müller gehört, dem es gelang, verständlich und nachvollziehbar herzuleiten, dass Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung gerade im ärztlichen Bereich die wichtigste gesellschaftliche Ressource für das Funktionieren des Gesundheitssystems sind und es unsere Aufgabe ist, beides durch verantwortlichen Einsatz zum Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft zu bewahren.
Enttäuschung könnte sich in den nächsten Wochen einstellen, weil viele der formulierten Anträge lediglich appellativen Charakter haben und eher als Wunsch denn als Forderung beim politisch Adressierten ankommen werden."

Hans Irmer
"Die Sachthemen sind beim Ärztetag aufgrund des Wahlchaos in Papierform viel zu kurz gekommen."

Dr. Norbert Jaeger
"Es war für mich ein sehr spannender Ärztetag. Es ist immer wieder beeindruckend, wie weit wir die Bedingungen unser ärztlichen Arbeit selbst beeinflussen können und was wir bestimmen können, wenn wir als Ärzteschaft Einigkeit zeigen. Zum Beispiel beim Personalbemessungstool. Ich bin stolz, dass die Initiative dafür aus unserer Ärztekammer entstanden ist und jetzt soweit fortgeschritten ist, dass es sogar Gehör in der Bundespolitik findet. Außerdem ist es sehr angenehmen, Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ärztekammern kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen."

Dr. Sabine Reinhold
"Ein interessanter und informativer Ärztetag. Von besonderer Bedeutung war der Beitrag zur ärztlichen Selbstverwaltung und Freiberuflichkeit von Peter Müller, Richter des Bundesverfassungsgerichts. Ich fand es gut und richtig, dass ein Schwerpunkt auf die Weiterbildung und auf die Unterstützung der nachfolgenden Generation gelegt wurde. Mir gefällt, dass wir weiterhin von Patienten sprechen und nicht von Kunden. Positiv finde ich , dass wir Aspekte der klimafreundlichen Medizin in die Zukunft transportieren können und den Aspekt der Nachhaltigkeit aufgegriffen haben. Zudem sind wir uns alle bewußt geworden, dass durch die Erderwärmung Erkrankungen sowie Umweltkatastrophen auch im Fokus der ärztlichen Versorgung stehen. Wichtig ist, das vorgestellte Personalbemessungstool zu etablieren, um den Beschneidungen der Personalpolitik entgegen zu wirken. Erfreulicherweise war bei allen Diskussion ein großer Zusammenhalt in der Ärzteschaft erkennbar.

Prof. Dr. Doreen Richardt, LL.M.
"Die Delegierten haben sich bei diesem Ärztetag mehr reingedacht in das Thema Weiterbildung. Ich habe wahrgenommen, dass sie sich mit der neuen WBO intensiv beschäftigt haben. Generell gibt einen großen Willen, die Weiterbildungsordnung weiter zu verbessern und das E-Logbuch anwenderfreundlich zu gestalten. Es gibt auch ein großes Vertrauen in die Ständige Konferenz Weiterbildung, was sich durch die hohe Anzahl an Überweisungen der Anträge der Delegierten zeigt. Es ist erfreulich, dass die Themen Krankenhausstrukturreform, Klimawandel und Freiberuflichkeit endlich als Schwerpunkt beim Ärztetag angekommen ist. Wir hätten mehr Zeit für Diskussionen gehabt und hätten uns mehr auf unsere Themen fokussieren können, wenn wir ein modernes, digitales Wahlformat gewählt hätten."

Anne Schluck
"Mich hat es gefreut, dass viele Klimathemen aus den vorangegangenen Ärztetagen bereits umgesetzt wurden und dass das Thema Klima sich weiter in den Köpfen der Ärztinnen und Ärzte verankert. Auch auf diesem Tag konnten wir richtungsweisende Beschlüsse zur ärztlichen Klimapolitik fassen. Wir müssen weiterhin auf dem Weg bleiben und nicht nur über Klima reden, sondern die Klimafreundlichkeit auch Schritt für Schritt umsetzen."

Mark Weinhonig
Ich fand es unwürdig wie wir mit der digitalen Wahl umgegangen sind. Ich hätte mir gewünscht, dass die digitale Wahl besser vorbereitet und als unabdingbar gesehen wird. Es ist nicht zeitgemäß, dass wir einen ganzen Tag mit Wahlen verbringen. Das hätte sich vermeiden lassen, wenn wir von der  Präsidentenwahl bis hin zum Beisitzer digital gewählt hätten. Die Eröffnungsfeier war sehr schön, allerdings war die Rede von Herrn Lauterbach von Hilflosigkeit und leeren Worthülsen geprägt. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es während des Ärztetags mehr um die Sachthemen und weniger um Formalismen geht."